Tim Peters: Schlager meets Rap
Hit-Autor und Aufsteiger Tim Peters verpasst dem Bausa-Hit Was Du Liebe nennst ein neues Gewand
Von Michael Humboldt
„Mit dieser Frage habe ich gerechnet“, lacht Tim Peters, einer der Shootingstars im Songwriting-Bereich des deutschen Schlagers. Gleichzeitig ist er immer auch schon als Sänger unterwegs gewesen und setzt nun bei seiner neuen Single gerade nicht auf eine Eigenkomposition. Der Düsseldorfer hat sich stattdessen einen der erfolgreichsten deutschen Rap-Songs vorgeknöpft. Neun Wochen war Bausa mit Was Du Liebe nennst 2017 auf Platz eins der Charts platziert. Jetzt hat Tim Peters daraus eine energiegeladene Schlager-Pop-Version gemacht. „Das ist für mich auch ein popkulturelles Experiment. Ich wollte gegen die Erwartung, eine weitere Eigenkomposition zu präsentieren, auch einen Überraschungsmoment setzen“, erklärt der 31-Jährige. Wichtig sei ihm vor allem, dass jeder Song eine Kraft habe, für sich steht und für Gesprächsstoff sorge.
Doch wie kam er auf die Idee? In der Corona-Zeit hat Tim Peters einen TikTok-Kanal aufgebaut und zunächst nur aus Spaß eine kurze Version von Was Du Liebe nennst seinen Fans präsentiert. „Das ging dann sofort viral, und hunderte Menschen wünschten sich den Song als Schlager in voller Länge“, erzählt er. So war schnell klar, dass er mit diesem Song als neue Single an seine ersten Erfolge Girl aus’m Pott und So wie Du anknüpfen will. Auch mit dem Girl aus’m Pott hat er ja schon viele Erwartungshaltungen konträr widerlegt und war auch in der großen Florian-Silbereisen-Show in der ARD präsent. „Alle dachten, das könnte nur ein Ruhrpott-Erfolg werden. Stattdessen waren wir in Österreich in den I-Tunes-Charts auf der Eins. Das hat viele überrascht“, freut er sich.
Nun beweist er, dass Hip-Hop und Schlager-Pop gar nicht so weit voneinander entfernt liegen. Schließlich geht es in beiden Genres um deutschsprachige Themen, um Liebe, Grenzen zu überschreiten und eine Sehnsucht zu entfachen. So thematisiert er in der neuen Single auch Drogen, Sex und Alkohol, was Rundfunk-Redakteure bisher wenig stört. Der Song wurde schnell von vielen großen Sendern ins Programm aufgenommen. Mit neuen Drums, neuen Synthesizern, neuen Vocals wurde der Megahit total runderneuert.
„Ich stehe für Schlager und will kein Rap-Künstler werden“, sagt er. Dennoch führt er eine neue Generation von Pop-Schlager-Künstlern mit an, die das Genre komplett entstauben, umkrempeln und verdammt cool machen wollen. Kreativer Sound trifft auf moderne Lyrics und eine junge Performance. Für sein Debüt-Album will er sich dennoch ein paar Singles lang noch Zeit lassen. „Ich habe natürlich schon viele Songs in der Schublade und werde vorrangig eigene Kompositionen dafür einplanen. Aber ausschließen sollte man nichts“, erklärt er.
Als erfolgreicher Songwriter hat er parallel auch noch genug zu tun. Als Komponist und Texter schrieb er für Stars wie Michelle, Matthias Reim, Thomas Anders, Florian Silbereisen oder Eloy De Long schon viele Hits. Er hat mehrere Platin- und Gold-Auszeichnungen erhalten. Gerade hat er mit Matthias Reim dessen neues Album fertiggestellt, das voraussichtlich im Januar erscheinen soll. Und für das kommende Oktober-Album von DJ Ötzi durfte er gleich neun Titel beisteuern – unter anderem das gemeinsame Duett Sei du selbst. Und dieses Motto ist auch eine Voraussetzung dafür, im kreativen Bereich so erfolgreich zu sein wie Tim Peters.
„Die neue Single ist für mich auch ein popkulturelles Experiment. Ich wollte gegen die Erwartung, eine weitere Eigenkomposition zu präsentieren, auch einen Überraschungsmoment setzen.“
Tim Peters Erfolgsgeheimnisse
„Jeder Song beginnt mit einer einzigartigen Melodie. Mein Anspruch ist: Nicht eine Hookline, sondern mindestens drei sollten es sein. Auch die Strophen, die Hinführung zum Refrain und der berühmte Mid-eight-Part müssen den Zuhörer ergreifen“, erklärt Tim Peters sein Erfolgsgeheimnis. In zahlreichen Writing-Sessions für verschiedenste Schlager- und Pop-Acts habe er die Erfahrung gemacht, dass ein Song nur dann ein guter Song wird, wenn er auch nur mit einer einfachen Gitarren- oder Klavierbegleitung schon überzeugend klingt. „Erst dann starte ich mit dem eigentlichen Arrangement und der Produktion. Nicht nur die Melodie, auch die gesungenen Worte sind entscheidend. Jeder Künstler bringt eine unverwechselbare Identität mit und steht bei seinem Publikum für ganz bestimmte Eigenschaften. Genau das gilt es, in den Songtexten durchscheinen zu lassen.“ Eine Musikproduktion sei erst dann abgeschlossen, wenn man es geschafft hat, eine "Spiel-noch-einmal-ab"-Reaktion hervorzurufen. Als Musikproduzent und Arrangeur hat Tim Peters bei vielen Projekten immer auf seine Intuition gehört. „Innovative Sounds, frische Beats und ein organischer Gesamtklang mit viel Druck und Wärme sind dabei das handwerkliche Fundament für einen Schlagersong oder einen Popsong“, weiß er. (mh)